Offener Brief an Ministerpräsident Armin Laschet

Todesstoß für Winterberg?

Sehr geehrter Herr Ministerpräsident,

bezugnehmend auf Ihre Pressemitteilung bezüglich der Vorgehensweise zum Skitourismus, vom 29.11.2020 und obwohl Sie in diesen schwierigen und denkwürdigen Zeiten der Corona-Pandemie mit absoluter Sicherheit viele Briefe erhalten, möchten wir, die Kommune Winterberg, trotzdem die Chance nutzen, auf die verheerenden Auswirkungen der beschlossenen Corona-Maßnahmen aufmerksam zu machen. Daher bitten wir Sie inständig, sich die Zeit zu nehmen, die nachfolgenden Sachverhalte aufmerksam zu lesen. Da unsere Kommune eine sehr bekannte und beliebte Tourismusdestination ist, ist unsere Ausgangssituation besonders hervorzuheben. Bis zu 70 Prozent des Umsatzes wird direkt oder indirekt aus der Tourismusbranche generiert. Durch die am 25.11.2020 erlassenen Corona-Maßnahmen stehen wir vor ganz besonderen Herausforderungen, die wir als Kommune nicht alleine stemmen können. Der Wintertourismus ist für die Bürgerinnen und Bürger, die Handels- und Handwerksbetriebe, die Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe, die Liftbetreiber der Wintersport-Arena Sauerland und damit schlussendlich für die gesamte Kommune von immenser Bedeutung und ein enormer Wirtschaftsfaktor. Wird eine Wintersaison nicht ermöglicht, sind die daraus resultierenden wirtschaftlichen und sozialen Konsequenzen verheerend. Allein mindestens 800 Arbeitsplätze sind direkt oder indirekt davon negativ betroffen und nachhaltig gefährdet. Dabei ist es ebenfalls wichtig darauf hinzuweisen, dass Saisonarbeiter und Minijobber bei den staatlichen Unterstützungspaketen überhaupt keine Berücksichtigung finden.

Aus hiesiger Bewertung ist die auf bundes- und landespolitischen Ebene getroffene Pauschalisierung bezüglich des Wintersport und insbesondere des Alpin-Skilaufs kritisch zu hinterfragen. Winterberg ist nicht mit ISCHGL zu vergleichen! Unsere Struktur und unsere Betriebe haben Angebote, Produkte und Konzepte entwickelt, die speziell auf Familienurlaub ausgelegt sind. Nachweislich sind sogenannte „Super Spreader Events“ im Rahmen von Aprés-Ski-Partys entstanden und konnten sich somit in der Vergangenheit zu einem Corona-Hotspot entwickeln. So eine Entwicklung ist in Winterberg sehr unwahrscheinlich. Nach der ersten „Lockdown-Phase“ im Frühjahr 2020 haben unsere Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung ausgefeilte und strukturierte Hygienekonzepte entwickelt, die mit großem Aufwand und mit großen Investitionen realisiert wurden. Das insgesamt sehr niedrige Infektionsgeschehen in unserer Kommune beweist eindrucksvoll, dass wir alle unsere „Hausaufgaben“ gemacht haben und die Maßnahmen strukturiert und zielführend abgearbeitet und umgesetzt haben.

Da man gerade bei Sportarten „unter freiem Himmel“, verbunden mit einem stringenten Hygienekonzept davon ausgehen kann, dass die Ansteckungsgefahr als sehr niedrig zu bewerten ist, sollte aus unserer Bewertung eine Wintersaison mit den notwendigen Einschränkungen ermöglicht werden. Dazu sollte es auch ermöglicht werden, zusätzlich zum Einzelhandel die Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe unter den notwendigen Hygieneauflagen zu öffnen. Denn auch hier konnte und kann man nicht belastbar nachweisen, dass sie sich bei strikter Einhaltung und Umsetzung der Hygienemaßnahmen zu einem Corona Hotspot entwickeln würden.

Schließen möchten wir diesen Brief verbunden mit dem Appell unseren Bürgerinnen und Bürgern, unseren Handels-, Handwerks- und Gastronomiebetrieben, den Beherbergungsbetrieben sowie den Skiliftbetreibern eine Chance zu geben und die für uns so dringend notwendige Wintersaison unter Hygieneauflagen zu ermöglichen.

Mit freundlichen Grüßen

Timo Bundkirchen
Fraktionsvorsitzender